Geschichte des Vereins

Über 50 Jahre Geschichte des HCER


Im Jahre 2020 haben einige Ehemalige die Geschichte des Vereins zu Papier gebracht. Heraus gekommen ist ein Buch im DIN A4 Format mit über 170 Seiten, voll mit Bildern, Zeitungsartikeln und Anekdoten. Diese 170 Seiten hier zu veröffentlichen wäre nicht wirklich sinnvoll. Aus diesem Grund findet Ihr hier etliche Auszüge aus dem Buch. Wer hier auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich das Buch unbedingt zulegen. Für 24,- € bekommt man ein Geschichtsbuch an die Hand, das einen einige Stunden stöbern und schmunzeln lässt.



Interesse am Buch ? Dann schreibt eine E-Mail an : [email protected]


Von Anfang an haben Leute aus dem Dorf diesen Verein geführt und nie in erster Linie das Finanzielle gesehen sondern zuerst kam Handball und die Mannschaft und wer den Verein kennt, weiß welche positive Kraft in allen Mannschaften bisher gewirkt hat.


Wir schreiben das Jahr 1972.

Eynatten: Wer kennt schon dieses Grenzdorf an der Göhl?

Gut: Ein bisschen Leben brachten früher die Aktienstraße sowie die Tram zwischen Eupen und Aachen - und später die Autobahn. Und es gab gar Zeiten, wo man sich als „Las Vegas der Ostkantone" wähnte - mit Dancings und einigen Spielcasinos.

Aber sportlich? Fehlanzeige!


Mal abgesehen von der Dorfjugend, die sich spontan zum Bolzen gegen Nachbardörfer traf. Das sollte sich jedoch 1972 ändern: Auf dem Schulhof wurde der Ballwurf geübt und bald ein Hand-ballclub gegründet. Doch nach einigen Jahren schien das Aus gekommen.

Der HCE gab jedoch nicht auf: Man kämpfte sich die Meisterschaftsstufen hoch - bis zur höchsten Liga und dort gar zum belgischen Meister. Und es folgten ehrenvolle Teilnahmen auf europäischer Ebene.

Kurzum: Eynatten ist in Belgien und darüber hinaus zu einem Begriff geworden. Mit seiner Ersten, aber auch seinen Damen- und vielen Jugendmannschaften gehört der HCE auch heute noch zu den mitgliederstärksten Handballclubs im Land. Zur Erfolgsstory trugen neben den Aktiven auch die großzügigen Sponsoren, die vielen Helfer und die treue Schar der Fans bei.

Es war am Altweibertag des Jahres 1972

- und zwar in Eupen, obschon eine Eynattener Angelegenheit auf den Tisch bzw. die Theke kam. Bei Bosten in der Unterstadt traf Walter Schins, seit kurzem Hauptlehrer in Eynatten, mit zwei jungen Sportlern zusammen, die sich von der TSV Eupen her bestens kannten: Gerd Brüll aus Eupen und Leo Roderburg aus Eynatten.

In fröhlicher Runde verstand es der Pädagoge, bald ein eher ernstes Anliegen anzuschneiden: „Wir wollen in der Schule mehr Sport anbieten - aber wie soll ich da vorgehen ?" Diese Frage stieß bei den beiden TSV-Aktiven natürlich auf volles Interesse und es war naheliegend, dass sie empfahlen:


„Wie wäre es denn mit Handball ?"



Walter Schins war generell einverstanden, und man verabredete sich für Aschermittwoch - an jenem Tag, an dem sonst „alles vorbei, ist, für den Eynattener Handball jedoch alles konkret begann


TSV Eupen oder eigener Club?


Gerd Brüll (*1951) erinnert sich noch genau: „Morgens um 9 Uhr stand ich wie vereinbart bei Walter Schins an der Tür.

Dieser staunte nicht schlecht, hatte das Gespräch mit uns anscheinend schon vergessen. In mir war jedoch schon eine Idee gereift:

Warum sollten die Eynattener nicht als eigene Jugendmannschaft in der Eupener TSV starten - umso mehr, als Leo Roderburg und ich uns als Trainer zur Verfügung stellten".

Hinzu kam noch Willy Corda als Hilfstrainer. Für Leo Roderburg (*1952) - den gebürtigen Eynattener - war jedoch klar, dass die Geburtsstunde eines eigenen Handballvereins im Göhldorf anstand. „Ich war selber durch meinen damaligen Freund Gerd Thess beim Sport im Eupener Athenäum bei Schulturnieren mit dem Handball in Kontakt gekommen. Wir waren beide von diesem Ballsport angetan, sodass wir uns 1966 in Eupen der TSV anschlossen, wo ich als Torwart später einen Platz in der ersten Mannschaft fand".



Dunkle Wolken zogen am Eynattener Hand-ballhimmel auf, als man im August 1975 die nächste Saison plante. Die erste Mannschaft sollte unter Trainer Leo Roderburg in der Promotion D, der niedrigsten Spielklasse in der Provinz Lüttich, spielen. Doch was war mit den Minimes, die durch Gerd Brüll betreut wurden? Sie wurden zwar an-gemeldet, jedoch im Oktober 1975 musste man „forfait" erklären, da es an Spielern für diese Altersklasse fehlte.


Bernd Piel (*1958), Mitglied des HCE und langjähriger Schriftführer des Vereins, hatte diese kritische Tiefpunktphase des Vereins damals wie folgt beschrieben: 

... „Das zunehmende Alter der Handballer bereitete dem Vorstand nun einiges Koptzer-brechen. Man kam zu der Lösung, dass sechs Spieler zum TSV Eupen transferiert wurden ... Nach den neuen Regeln waren einige Spieler aus dem Minimesalter raus, und es konnte kein Trainer mehr gefunden werden ... damit verlor der HCE dann schließlich seine jüngsten Spieler ... Man muss sich wohl in den nächsten Jahren bemühen, eine neue Jugendmannschaft zu bilden, will man den Verein noch lange erhalten"

Wenn das kein Aufstiegsgeschenk war: 1986 konnte der HCE eine neue Sporthalle an der Lichtenbuscher Straße beziehen, die für 30 Mio. Franken errichtet worden war, und nunmehr auch in Eynatten optimale Trainingsmöglichkeiten bot und noch mehr Zuschauer aufnehmen konnte. Als „Vater" dieser Infrastruktur muss der damalige Schöffe Alfred Kolvenbach genannt werden, der sich für diesen Bau in seinem Heimatdorf sehr eingesetzt hatte. Nachdem ab August ein Dutzend anspruchsvoller Vorbereitungsspiele absolviert wurden (u.a. gegen den französischen Erstdivisionär VS Dunkerque), fand dann das erste Heimspiel in der neuen Halle am 20. September 1986 gegen Montegnée statt, das Eynatten mit 15:13 gewann. Die Hinrunde konnte Evnatten auf dem dritten Platz in der 2. Division abschließen und diesen mehr als respektablen Rang bis Saisonende sichern - hinter Jemeppe und Hechtel.

1989/90 finden wir Eynatten in der Division
11 B wieder. Ihre Spielerkarriere hatten die Pioniere Guido Lausberg, Ewald Esser und Willy Kück beendet. Mit Ottmar Stollenwerk und Erwin Feldhaus als Neuzugänge verstärkt peilte Trainer Leo Roderburg erneut den Aufstieg an, und testete bei sechs Vorbereitungsspielen seine Mannschaft darunter gegen den neuen französischen Erstligisten Girondins Bordeaux. Eynatten durfte indes stolz vermelden, größter Handballverein in der Wallonie zu sein, mit über 190 aktiven Mitgliedern und 13 Mannschaften.


Und nunmehr im Handball-Oberhaus

Erneut hatte sich Eynatten in dieser Saison tapfer geschlagen, und Eupen ebenso in der 2. Division A. In den abschließenden Play-off stießen beide aufeinander, um einen der vier Aufsteiger zu ermitteln - und Eynatten gewann beide Spiele, denen jeweils 1.000 Zuschauer beiwohnten. Damit war der Aufstieg in die 1. Division für den HCE perfekt.

Irgendwann gab es so viele Damen, die in Eynatten Handball spielen wollten, dass der Verein nicht mehr genügend Angebot hatte im offiziellen Bereich. Von jeher war es in Belgien so, dass der Club, dessen Mannschaft in der 1. Division bei den Damen spielte, ebenfalls eine sogenannte „Reserve", also zweite Mannschaft anmelden musste, damit möglichst viele Damen auf hohem Niveau Spielmöglichkeiten bekamen (übrigens auch bei den Herren). Für einige Vereine war diese Regelung eher hinderlich, da sie nicht über eine genügende Anzahl Spielerinnen verfügten und somit gezungen waren, entweder auf einen eventuellen Aufstieg zu verzichten oder eine gewisse Anzahl Spielerinnen hinzugewinnen mussten. In Eynatten trat gegen Ende der 1990er Jahre genau das Gegenteil ein. Es gab so viele Damen, dass der HCE eine dritte Mannschaft anmeldete, die zeitweise im Handballkreis Aachen spielte, dann aber wieder nach Belgien zurückgeholt wurde und dort für Furore in den unteren Ligen sorgte. Vor allem aber zählte hier die Freundschaft und der Zusammenhalt zwischen den vielen Spielerinnen, der teilweise bis heute anhält. So treffen sich einige von damals noch regelmäßig, um ein Wochenende oder eine kleine Reise gemeinsam zu unternehmen. Es ging also beim HC Eynatten nicht nur um das Sportliche sondern auch um die Geselligkeit. Viele Freundschaften haben sich seit vielen Jahren durch den Handballsport gebildet und bestehen weiterhin fort. Das ist auch eine Eigenschaft, die sich der Club seit jeher bis in die heutige Zeit auf die Fahne geschrieben hat: Soziales Zusammenleben wird genauso groß geschrieben wie sportlicher Erfolg!

Eine der Familien, die am meisten mit dem HCE in Verbindung gebracht wird, ist die Familie Bigalke. Nicht nur, dass der Vater ein Mitgründer des Vereins war, auch die Mutter stand viele lange Jahre für alle möglichen „Heimarbeiten" zur Verfügung. Immer wenn es hieß, Trikots zu waschen oder auszubessern, bei allen erdenklichen Festivitäten zu helfen ... waren sie zur Stelle mit Hand und Fuß. Bruno war zum Beispiel jedes Mal nach einer der berühmten Hand-ballpartys stets um 6 Uhr morgens auf der Platte, um Flaschen und Gläser und Sonstiges um das Festzelt weggeworfenes Zeug aufzusammeln. Bestimmt nicht immer der angenehmste Job! Die beiden Söhne, Siegfried und Norbert, waren starke Linkshänder und belegten die Positionen Rechtsaußen und rechter Rückraum während langer Zeit in der ersten Mannschaft. Siegfried war auch für den HCE während Jahrzehnten der Mann für die „kleinen Nebenjobs". So hat er die Plakate für die Heimspiele ausgehängt und montags die Halle geputzt. Auch war er lange Zeit Trainer der Damenmannschaft. Aber auch für noch etwas ganz Besonderes zeichneten die Bigalkes verantwortlich: Sie waren es, die dem ersten Auslandstranfer Zbigniew Krzyskow während mehrerer Jahre eine Heimstatt boten, und diesen als Mieter in ihrem Zuhause unterbrachten, sodass er sich sofort wie zu Hause fühlen konnte.


Ein Unternehmen wie der Eynattener

Handballclub braucht neben Manpower auch immer viel finanzielle Unterstützung.

Dabei helfen sowohl die öffentliche Hand als auch private Gönner. Letztere zu finden und anzusprechen, ist eine Kunst für sich.

Ein richtig gutes „Händchen" dafür hatte der leider zu früh von uns gegangene Erich Ohlert. Er war nicht nur während 11 Jahren Vorsitzender (1981 bis 1992) des Vereins sondern auch eine echte Fundgrube für zukünftige Sponsoren. Erich hatte mit seiner liebenswürdigen und erobernden Art auf die Menschen zuzugehen einfach Erfolg.

Als Vereinswirt und ewiger Fan des HCE war er ein nicht zu vernachlässigender Faktor in der 50-jährigen Geschichte und in diesem Rückblick! Mit ihm hatte man einen echten Glücksgriff getan. Selbst in Israel, beim Europacup, versuchte er noch mit einem Geschenk für den dortigen Bürgermeister

Einfluss zu nehmen ... so war er halt.

So eine echte Handballfamilie beim HCE sind auch die Kötters. Vater Ferdi, Mutter Nadine (siehe auch Kapitel 6) und die Söhne Marcel und Raphaël spielten allesamt Handball in Eynatten. Ferdi war ein Torhüter mit großen Kapazitäten und viel Ehrgeiz. Als Sportstudent in Löwen kam er einmal pro Woche abends zum Training nach Eynatten, was einen erheblichen Zeitaufwand mit sich brachte. Aber damals waren die jungen Spieler einfach scharf darauf, mit ihren Sportkollegen zusammenzuarbeiten. Da war kein Weg zu weit und keine Anstrengung zu groß. Selbstverständlich wurde kein einziger Spieler bezahlt, über so etwas wurde gar nicht geredet. Hier geht es um die 70er Jahre, wohlgemerkt. Da wurde der Begriff „Ehrenamt" noch sehr groß geschrieben, und der Spaß an der Sache war das Wichtigste. Leider wurde Ferdi Opfer eines schweren Unfalls und liegt deshalb seit vielen Jahren im Koma, aber vergessen wird er nie werden! Sein Sohn Raphaël (inzwischen A-Nationalspieler) gehört zu den größten Talenten der Vereinsgeschichte. Soeben hat er seinen ersten Profivertrag unterschrieben und hat für Belgien an der Weltmeisterschaft 2023 teilgenommen. Seit zwei Jahren spielt er in Istres in Südfrankreich und ist da auf dem Sprung in die erste französische Handballliga: ein begnadeter Linkshänder, wie seine Mutter ... Der Apfel fällt halt nicht weit vom Baum.

Nach der europäischen Zeit hatte der HC Eynatten einiges im finanziellen Bereich aufzuarbeiten. Es war doch eine sehr kostspielige Angelegenheit gewesen, all diese Europapokalspiele zu betreiben. Da braucht man jemanden, der bereit war schnellstens einzuspringen. Dieser jemand sollte Georg Pelzer sein. Ohne mit der Wimper zu zucken, übernahm er sofort die Initiative. Er wurde Mitglied des Vorstands (Vizepräsident) und steckte eine erhebliche Summe Geld in den Verein, damit dieser sofort auf hohem Niveau weitermachen konnte. Er war auch oft auf der kleinen „Tribüne" zu sehen, von wo aus er die Heimspiele filmte. Ebenfalls war Georg der Hallensprecher, und wusste die Zuschauer weiterhin für den HCE zu begeistern und für eine heiße Atmosphäre in der Eynattener Halle zu sor-gen. Eine fleißige Person, die es geschickt verstand, ihren Club weiter nach vorne zu bringen, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Da war er wie so viele andere auch.


Hier ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch. Im Buch findet ihr noch viele kleine und große Geschichten des HCER.